Robin Pietsch - Heimatküche, einfach anders!
Robin Pietsch - Heimatküche, einfach anders!
Einfach. Lecker!
Ein sehr lieber Mensch hat mir dieses Buch geschenkt, worüber ich heute schreiben möchte. "Heimatküche" heißt es, von Robin Pietsch, buchstäblich bekannt aus Funk und Fernsehen. Viele werden die Rezepte aus der Sendung "MDR um 4" kennen.
Quasi ein Heimspiel für mich, denn er ist unser einziger Sternekoch in Sachsen-Anhalt und wirkt im schönen Wernigerode, wo er gleich 2 besternte Restaurants führt, die Restaurants "Zeitwerk" und "Pietsch". Nicht gerade nebenan, aber eben dennoch Sachsen-Anhalt, welches ich als gebürtiger Saarländer nach über 18 Jahren hier an der Saale hellem Strande natürlich liebgewonnen habe und als neue Heimat sehe.
Heimat ist natürlich auch der Haupttenor dieses Buches. Hier gibt es viele traditionelle Gerichte, mit einer kleinen Pietsch'schen Raffinesse versehen. Gerichte, die die meisten hier kennen, aber eben anders, einfacher, wenngleich auch nicht minder lecker!
Das Buch ist in 9 Hauptkapitel unterteilt. Im ersten Kapitel "Zum Einstieg" liest man über Herrn Pietsch's Werdegang, Ursprünge, Grundkonzept, es werden Garverfahren erklärt und Grundrezepte preisgegeben. Das nächste Kapitel macht dem Ungeübten am Herd gleich mal Mut, und zwar mit dem Titel "Aller Anfang ist leicht - Robins Kochschule". Laut dem Sternekoch befinden sich hier die Rezepte, die besonders einfach nachzukochen sind. Und so ist es in der Tat, hier findet man u. a. ein einfaches, schnelles "vegetarisches 'Hühner'frikassee", mit Champignons statt Huhn, genau wie eine cremige Samtsuppe von der Lachsforelle, leckere Gerichte, die jeder gut hinbekommen kann, erst recht mit dieser klaren, einfachen Anleitung. Allerdings ist beispielsweise bei der Samtsuppe im Rezept eine Einlage von etwas Lachsforelle, wie sie auf dem verlockenden Foto zu sehen ist, im Rezept nicht erwähnt oder vorgesehen. Für blutige Anfänger müsste man da eventuell nochmal nacharbeiten, aber grundsätzlich erklärt es sich ja optisch von selbst. Die Mund wässrig machenden Fotos stammen von Nadja Buchczik.
Und hier ist es auch zu finden, unser Rezept der Wiedervereinigung im Hause Zenner. "Nudeln mit Tomatensauce und Jagdwurst"! Seitdem ich mit einer mitteldeutschen Frau verheiratet bin, steht dieses Gericht in regelmäßigen Abständen auf dem Tisch, von mir liebevoll "ostische Nudeln" genannt. Als Ost-West-Entgegenkommen darf ich allerdings "meinen" saarländischen Lyoner statt der üblichen Jagdwurst verwenden. Hier im Buch handelt es sich natürlich um ein Rezept, das Robin Pietsch präzisiert hat. Aber grundsätzlich findet man hier die pure Tradition, leicht aufgepeppt und sehr schön angerichtet.
Im nächsten Kapitel "Heimatküche, aber anders" lockt gleich der heimische Grünkohl, einen "aromatischen Grünkohlsalat mit Wildschinken und Datteln" zuzubereiten, sehr interessant! Natürlich dürfen hier Traditionsgerichte wie "Tote Oma" (Rotwurst, Weißkohl, Kartoffel, grundsätzlich) oder das harzer "Hackus&Knieste" (Hackfleisch und Kartoffeln) nicht fehlen, sind aber natürlich von Robin Pietsch mit einer gewissen Eleganz und aromatischem Pfiff versehen. Und wie bei den anderen Rezepte, auch hier eine Zutatenliste, die man in jedem Supermarkt zusammenfindet und eine klare, deutliche und gut umsetzbare Anleitung zur Zubereitung. So soll das sein!
Und spätestens durch "Kitchen Impossible" ist die Möhrensuppe von Oma Christa mindestens deutschlandweit bekannt - in diesem Kapitel bedankt sich Herr Pietsch, dass er dort sein großmütterliches Rezept im Original teilen darf. Da freut sich die Oma und der Gaumen des Lesenden auch, wenn er oder sie die Suppe nachkocht!
Das Kapitel "Klein, aber oho" beinhaltet Snacks und Kleinigkeiten, von Parmesan-Grissini mit Thymian über frittierten Kabeljau in Tempurateig mit Salsa bis zu diversen anderen Dips für die unterschiedlichsten Anlässe.
Natürlich gibt's hier nicht nur deftige harzer Küche, im Kapitel "Frisch und fein" findet man leckeren Brotsalat mit Speck, Parmesan und pochiertem Ei, Topinambursalat mit gerösteten Haselnüssen, leckere Sorbets, Suppen und allerlei leichte, schmackhafte Kost.
An größeren Hunger wird dann im Folgekapitel gedacht. Da locken Kalbsbäckchen, Schweinebauch und Co. Traditionelle Leckereien mit schönen Verfeinerungen des Sternekochs. Sei es ein Kartoffel-Espuma, ein Apfel-Jus oder wie beim Lammrücken das geräucherte Auberginentatar und die Polenta. Das sieht nicht nur sehr lecker aus, sondern liest sich, als müsse es bald auch auf meinem Teller landen! Ebenfalls sehr schön, das Rindergeschnetzelte im Brotlaib. Aber auch an Vegetarier ist gedacht, beispielsweise mit dem panierten Sellerieschnitzel mit Nussbutter-Kartoffelstampf und Petersilien-Erbsengemüse, oder den Hirsebratlingen mit roter Bete und Kopfsalat.
Über sehr schöne saisonale Gerichte kann man sich im nächsten Kapitel freuen, viele Spargelgerichte, Gerichte mit vielen frischen Kräutern, Wild und Kürbis, je nach Jahreszeit, auch hier ist an alle Geschmäcker gedacht. Wem dazu noch ein süßes Schmankerl fehlt, blättere nur einige Seiten weiter. Dort kann man schwelgen in Rezepten von Crème Brûlée, Blätterteigtartelettes mit karamellisierten Feigen und Vanillecreme, aber auch hiesig Traditionelleres wie Milchreis mit Nussbutter und Pflaume fehlt hier nicht.
Zum Abschluss gibt's noch ein paar Menüvorschläge vom harzer Profi und einen Saisonkalender, sehr praktisch!
Fazit: Das erste Kochbuch von Robin Pietsch ist ein hübsches Buch geworden, mit einfachen, leckeren Gerichten. Mal traditioneller, mal Traditionelles gekonnt aufgepeppt. Schön, dass Traditionen, die zu Recht über viele Jahre weitergereicht wurden, auch weitergeführt und weiterentwickelt werden, damit sie uns und folgenden Generationen auch noch lange erhalten bleiben. Danke, lieber Robin!
Robin Pietsch - Heimatküche, einfach anders!
Herausgeber: Edition Michael Fischer / EMF Verlag; 1. Edition (2. September 2021)
ISBN: 978-3745907780
208 Seiten
22€
Text © Peter Zenner - Instagram: @peter_zenner
Foto © EMF Verlag / Montage