Julia Komp - Meine Weltreise in Rezepten
Julia Komp - Meine Weltreise in Rezepten
Es gibt viel Neues zu entdecken und zu schmecken.
Ich muss besonders brav gewesen sein, denn dieses schöne Buch hat mir der Nikolaus in meinen Stiefel gesteckt. Die Rede ist von dem Buch "Meine Weltreise in Rezepten" von Deutschlands jüngster Sterneköchin (2016) Julia Komp. Den geliebten Stern hat sie aber, wie sie selbst hier schreibt, "an den Nagel gehängt" um sich durch 20 "Sehnsuchtsländer" auf kulinarische Bildungsreise zu begeben. Man kann ja Vieles nachkochen, aber wie das Gekochte tatsächlich im Original schmecken sollte, erfährt man meist ja nur im Herkunftsland. Diese tollen, beneidenswerten Erfahrungen teilt sie nun mit uns in diesem kürzlich erschienenen Buch.
Da ich es selbst liebe, mich zuhause durch viele Länderküchen zu kochen, war klar, dieses Buch MUSS ich haben.
Vor den jeweiligen Kapiteln, 6 davon sind es an der Zahl, kann man einen kurzen, aber amüsant-interessanten Reisebericht der bereisten Länder lesen. Spätestens bei den Erzählungen zu Südostasien werde ich schon etwas neidisch und würde das so auch gerne erleben!
Frau Komp beginnt ihre Reise im Orient, wo die fantastischen Märkte mit ihren herrlichen Aromen, den unwiderstehlichen Gewürzständen, locken. Türkei, Katar, Oman und Dubai hat sie hier bereist. Traditionelle Rezepte hat sie mitgebracht, hier aber in edler Fine-Dining-Manier für den Lesenden verfeinert und aufgeschrieben. Man findet "Börek 'Modern'" sowie Köfte, aber auch leckere Lammgerichte, den traditionellen Karaktee (Schwarztee mit Gewürzen) und unwiderstehliche Süßspeisen, die einen auf einen fliegenden Teppich aus 1000 und einer Nacht versetzen. Alles mit auftreibbaren Zutaten, und wo dies schwierig werden könnte, nennt Frau Komp auch umsichtig Alternativen. Sehr hilfreich! Auch die Anleitungen sind sehr klar, verständlich und für jeden umsetzbar geschrieben. Natürlich kocht man das nicht mal so nebenbei in 20 Minuten, aber man wird gleich zu Beginn auch eingeladen, auszutauschen, wegzulassen und selbst zu entdecken. Mit Fernweh schaffenden Fotos wird man von diesem Kapitel verabschiedet und weiter auf die Reise nach Südostasien geschickt.
In sechs Ländern lernt sie komplett unterschiedliche Küchen kennen, Küchen, deren Vielfalt sie im Verhältnis zu den davon hier bekannten Gerichten als winziges "Amuse Gueule" bezeichnet. Und auch hier wird die Vorfreude nicht enttäuscht. Nach den hochinteressanten kulinarischen Reiseberichten durch Thailand, Indonesien, Vietnam, Kambodscha, Malaysia und die Philippinen liest man die verführerischen Rezepte dieser Länder, alle mit einer Komp'schen Raffinesse versehen. Somtam "Sexy", zum Beispiel. Ein Teller, der aus Kürbis-Pannacotta, Kürbissphäre, Thai-Basilikumcreme, Erdnusscreme, Erdnuss-Cracker, Kürbisschlaufen und - sternen und Sontam-Salat besteht, um mal den Umfang einer dieser umwerfenden Kompositionen aufzuzeigen, man findet hier keine 0815-Rezepte. Ein Umfang und Aufwand, der sich aber definitiv lohnt!
Natürlich hat sich Julia Komp bei den jeweiligen Stationen auch nicht in 0815 Restaurants oder Straßenständen weitergebildet, sondern in gehobenen Küchen.
Aber dieses war schon ein recht aufwendiges Beispiel, etwas einfacher geht es dann beispielsweise bei Saté Padang zu, Hähnchenspieße mit Padang-Sauce und einem lecker-scharfen Gurkensalat. Man sollte allerdings genau lesen, bevor man sich ans Werk macht, denn so manches muss über Nacht marinieren (hier das Hähnchenfleisch) ziehen oder ruhen. Umso aromatischer ist das Ergebnis!
Auch Sommerrollen findet man in diesem Kapitel - ich liebe Sommerrollen! Und das Rezept für eine Erdnusssauce und eine süßscharfe Sauce (Nuoc Cham) gleich mit. Da probiere ich gerne immer wieder neue Rezepte aus oder kombiniere mehrere auf dem Weg zu DEM für mich perfekten Rezept. Ich bin freudig gespannt, auch diese Rezepte werde ich auf jeden Fall ausprobieren!
Auch sehr spannend klingt ein Rezept aus dem Philippinen, Icecream "Ube-Style", ein Süßkartoffeleis mit Kalamansisud, Physalis, Heidelbeeren, Zitronenfilets und gerösteten Kokoschips. Das verführerische Foto dieses Tellers (die Rezept-Fotos wurden von Melanie Bauer geschossen) bestärkt noch zusätzlich die Lust zum Nachkochen. Und auch hier leiten stimmungsvolle Fotos über zum nächsten Kapitel.
Das Reich der Mitte mit China und Hongkong steht nun auf dem Plan. Auch hier, nach der interessanten Erlebniserzählung, locken die Fotos in die Küche, um diese wunderschön angerichteten Teller selbst zuzubereiten, so zum Beispiel das "Chao Bao", geschmorte Schweinebäckchen mit Sternanissauce, gefüllte Dampfknödel, Pastinakenpüree und Spargel. Nach dem gedämpften Loup de Mer geht's dann weiter in den Fernen Osten.
Japan und Südkorea sind das Ziel. Hier darf das in Japan so beliebte Okonomiyaki (sinngemäß übersetzt "was du willst", was die große Rezeptvielfalt für dieses Gericht erklärt) natürlich nicht fehlen, ebenso wenig wie das koreanische Kimchi. Hier nicht nur als "Kimchi mit Kürbis" im Rezept zur koreanischen Ente, sondern auch als Kimchisuppe mit Tofu und Schweinebauch.
Und so lacht einen gleich im nächsten Kapitel "Asiens Süden" ein Rezept von den Malediven inklusive Foto an. "Marinierter Thunfisch mit Kokos und Avocado". Dem folgen etliche tolle Gerichte, die aus Indien und Sri Lanka stammen und von Frau Komp veredelt wurden. Man kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, aber wie immer, kann ich natürlich nicht alle Rezepte, all die wunderschönen Teller, erwähnen, so gern ich es würde. Aber es muss ja auch noch etwas Platz für Nordafrika mit den unwiderstehlichen Aromen und Gewürzen Marokkos, Äthiopiens und Tunesiens bleiben. Wenn ich die Tajine mit Hühnchen, Salzzitrone und Oliven sehe, habe ich gleich diesen unvergleichbar leckeren Duft von Koriander, Cumin, Ras el Hanout (eines meiner Lieblingsgewürze) verbunden mit der Frische der (Salz-) Zitronen in der Nase und am Gaumen. Herrlich! Wieder im Fine-Dining sind wir dann bei einem Aprikosenhühnchen mit süßem Couscous und Orangenmöhren. Aber auch Frau Komps tunesisches Shakshuka-Rezept lässt die Geschmacksnerven jubeln. Leider endet eine Seite weiter dieses wunderbare Buch schon, mit dem Rezept "Marka bil djej", dem tunesischen Lieblingsrezept von Julia Komp. Gebratene Maispoularde, Tomatensauce, Erbsenflan, Paprikapüree, gepulte Erbsen und Röstzwiebeln. Nehm ich!
Fazit: Da danke ich nicht nur dem Nikolaus, sondern auch Julia Komp für dieses herrliche Buch, welches mir große Freude beim Lesen bereitete. Schade, dass nach 192 Seiten schon Schluss war, ich hätte noch lange weiterlesen können und wollen. Im nächsten Buch dann... (...kleiner Arbeitsauftrag, liebe Frau Komp!). Man hat hier zu den interessanten und schönen Reisetexten sehr schöne Rezepte mit verführerischen Fotos. Zutatenlisten, die niemanden zur Verzweiflung bringen, und falls es Schwierigkeiten geben könnte, werden Alternativen genannt. Und auch die Anleitungen sind sehr klar und gut nachvollziehbar. Zu vielen Tellern gibt es auch eine Anleitung für's Anrichten. Perfekt, um auf hohem, aber vorallem authentischen Niveau einen großen Teil der Welt auf den heimischen Esstisch zu holen. Ein schönes Buch, welches ich sehr empfehlen kann!
Julia Komp
Meine Weltreise in Rezepten
Gräfe und Unzer Verlag GmbH
1.Auflage, 5.Oktober 2021
ISBN: 978-3-8338-8053-7
192 Seiten
22€
Text © Peter Zenner - Instagram: @peter_zenner
Fotos © Gräfe und Unzer Verlag / Montage