Zu Gast im Esskultür[k] in Wuppertal
Zu Gast im Esskultür[k] in Wuppertal
Die Industriemetropole nahe Düsseldorf ist weltbekannt für ihre Schwebebahn. Aber nicht unbedingt für ihre Schönheit.
Zwischen Industriebaracken und riesigen Fabrikhallen entlang der Schwebebahnstrecke muss man nach hübschen Orten schon ein bisschen suchen. Gerade an einem dunklen Dezembertag. Aber es gibt sie.
Wuppertal hat spannende Museen, auf den Hügeln befindet sich ein sehr interessanter Skulpturenpark und im Luisenviertel haben sich viele kleine Geschäfte, eine Brotmanufaktur sowie nette Cafés angesiedelt.
Laut der Wochenzeitung „Die Zeit“ wird Wuppertal auch mehr und mehr zu einem „Kraftzentrum der Künste“. So titelte „Die Zeit“ 2023 sogar „Das neue Berlin heißt Wuppertal“.
(Nur zum Beweis ;) https://www.zeit.de/2023/10/wuppertal-berlin-trend-christian-boros)
Auch wenn es ein paar spannende Orte und die Schwebebahn gibt, erschließt sich das einem nicht auf den ersten Blick. Aber zumindest eine Sache ist in Wuppertal identisch mit Berlin. Die türkischen Zuwanderer sind die größte Gruppe der Migranten der Stadt.
Während in Berlin der türkische Kebab so zu einer der beliebtesten Speisen der Stadt und sogar der Deutschen wurde, ist in Wuppertal seit gut einem Jahr das Restaurant „Esskultür(k)“ ein heißer Tipp für außergewöhnliche Speisen – allerdings ganz anders als das bekannte und beliebte türkische Streetfood.
Und eine Einladung von zwei sehr freundlichen Türken führte mich Anfang Dezember auch überhaupt erst nach Wuppertal und so in ihr Restaurant „Esskultür(k)“.
Der Name „Esskultür[k]“ verrät auch schon ein bisschen worum es Hakan und Volkan Aybir bei ihrem Restaurant-Konzept geht. Ihre Philosophie ist „zwei Kulturen, eine Küche“. Hier möchten sie „deutsche Präzision und türkische Aromen mit französischer Kochkunst vereinen“. Eigentlich sind das dann sogar schon drei. ;)
Dabei soll es eigentlich weniger um eine deutsch-türkische Fusion-Küche gehen – auch wenn das der Name vermuten lässt.
Vielmehr steht die französische Kochkunst im Vordergrund, die aber immer wieder und je nach Jahreszeit mit unterschiedlichen türkischen, orientalischen und deutschen Einflüssen ergänzt wird.
Das gelingt auch sehr gut. Kreative Ideen, Zutaten und Aromen der verschiedenen Ess-Kulturen werden dort geschickt kombiniert.
Es beginnt beim Aperitif und dem Signature Drink mit Granatapfel, Limette, Minze und Prosecco.
Besonders gut hat mir dieser Ansatz auch beim „Gruß aus der Küche“ gefallen. Hier wird direkt ein Klassiker (und das vielleicht erste Fusion-Gericht) der Deutschen Küche, die Curry-Wurst, mit türkisch-scharfer Knoblauch-Sucuk-Wurst serviert. On top gibt’s noch ein paar knusprige Kartoffel-Sticks.
Sehr coole Idee und auch geschmacklich mit der Schärfe der Knoblauchwurst top umgesetzt.
Dazu gibt es Brot aus der Türkei, Italien und Deutschland. Ein Simit-Sesam-Brotring von Hakans Mutter gebacken, Focaccia aus Italien und ein paar Scheiben von deutschem Graubrot. Auch die sind selbst gebacken.
Als erster Gang wird Ente mit Spitzkohl, Portwein-Feige und Walnuss gereicht.
Eine schöne Kombination aus herzhafter, geräucherter Ente mit süßer, türkischer Feige und dem nussigen Walnuss-Geschmack sowie Orangenstückchen verfeinert.
Der Spitzkohl passt auch gut dazu, war mir allerdings etwas zu salzig.
Bei der zweiten Vorspeise konnte ich mich über Jakobsmuscheln mit Pastinake, Belugalinsen, Limone und Pastinaken-Chips on top freuen. Vor allem der Limonen-Schaum war hier für mich ein echtes Highlight und bei diesem Gericht in der Kombination unbedingt hervorzuheben.
Das Restaurant ist relativ klein, aber auf zwei Etagen sehr gemütlich eingerichtet in einem alten Fachwerkhaus nahe der Wupper. Zwischen offenen Mauern und Holzmöbeln ist auch hier ein schöner Mix beim Interior gelungen. Anfang Dezember ist das Restaurant schon weihnachtlich geschmückt und man kann sich hier nicht nur kulinarisch wohlfühlen.
Kleiner Funfact am Rande: Bei meinem Besuch kurz vor dem Nikolaus-Tag gibt es auch hier eine weitere, zufällige deutsch-türkische Verbindung, da Bischof Nikolaus von Myra bekanntlich aus der heutigen Türkei stammt.
Adventlich und weihnachtlich geht es bei meinem Besuch auch bei den Hauptspeisen weiter.
Zweierlei Gans mit Rotkohl, Kartoffelkloß und Marone gehört zu den deutschen Klassikern und bekommt man auch hier in der Adventszeit.
Saibling mit Blumenkohl, Kartoffel und Safran steht für die Fischliebhaber auf der Karte.
Und ein typisch türkisches Gericht wird mit „Hingel Mantı“ mit Kartoffel, Blattspinat, Joghurt, Tomate als vegetarische Alternative angeboten.
Meine Wahl fällt in der kalten Jahreszeit auf die Ochsenbäckchen mit Steckrübenstampf, knackigem Rosenkohl und Dörrobst. Das Gericht ist sehr lecker und schön angerichtet.
Der Rosenkohl nicht zu weich gekocht, sondern fast noch in seinem Ursprung ziemlich knackig serviert. Und die Aromen-Kombination aus würzigem Fleisch, frischem Gemüse und süßem Dörrobst wärmt mein Gemüt und erfreut meinen Gaumen auch sehr.
Nur das Ochsenbäckchen hätte für meinen Geschmack noch ein bisschen zarter sein können.
Das ist aber „Klagen“ auf sehr hohem Niveau.
Ein Küchlein mit Schokolade, Quitte und Hagebutte schließt den genussreichen Abend heute ab.
Mit Crunch und Nougat on top garniert kommt man bei dem weißen Schokoladenküchlein noch einmal in den Genuss von süß, fruchtig und Aromen aus beiden Esskulturen.
Text und Fotos © Nils Hohnwald
DÜSCOVER DÜSSELDORF:
Instagram: @duescover_duesseldorf“
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