Matias Diaz (Sagrantino 136) im Interview
Matias Diaz (Sagrantino 136) im Interview
kurz mal nachgefragt:
Warum hängen überall nackte Frauen?
Wir wechseln alle 2 Monate die Künstler*innen an den Wänden. Wir haben vor Corona auch viele Vernissagen gemacht, aber seit der letzten hängen hier noch die Bilder „Last Days of Summer“ von Christian M. Thomas. Diese Bilder passen auch zu uns. Die Gäste erwarten hier ein rustikal-italienisches Restaurant und werden von den Gerichten total irritiert. Wir sind hier alle ein bisschen verrückt und wenn man genau hinguckt, passt alles nicht so ganz zusammen. Cyntia ist verrückt mit Weinen und denkt sich immer wieder Neues aus und ich bin verrückt, was das Kochen angeht. Dadurch können wir unsere Gäste immer wieder überraschen.
Wie kamt ihr auf das Konzept, eine italienisch-peruanische Fusionküche anzubieten?
Ich wollte peruanische Küche immer etwas anders präsentieren. Ich habe zuerst Pop-Up- Dinner gemacht und bin dann auf Cyntia getroffen, der mein Essen geschmeckt hat und die wirklich viel für dieses Restaurant hier macht. Wir haben uns getroffen und überlegt, wie wir ein ursprünglich italienisches Restaurant langsam aufpolieren könnten. Wir haben uns dann für ein besonderes Menü neben den À la Carte-Angeboten entschieden, indem eben meine peruanischen Wurzeln sichtbar wurden. Wir haben dann unser Konzept aus peruanischen Produkten gepairt mit italienischen Weinen weiter ausgearbeitet.
Welches ist dein Lieblingsprodukt?
Eigentlich ist alles, was aus der Erde kommt, mein Lieblingsprodukt. Ich liebe Essen,aber es muss immer frisch sein und ich möchte gern, dass es aus einer typischen Region kommt. Ein typisch peruanisches Produkt wäre zum Beispiel die Lucuma, die auch in unserem aktuellen Dessert vorkommt oder ein richtig guter Mozarella aus Italien. Du schmeckst einfach, wenn das Produkt nicht aus seinem Ursprungsland kommt, daher ist mir die Herkunft sehr wichtig.
Was war die wichtigste Lebenslektion, die du in der Küche gelernt hast?
Immer ein Team zu sein! Die Küche ist für mich wie Fußball spielen. Ich habe früher Fußball gespielt und wollte auch Fußballer werden - das hat leider nicht geklappt (lacht), aber du lernst in der Küche, dass du am besten gleichzeitig nach vorne, hinten, links und rechts gucken musst, und das ist Kochen für mich! Und der Kapitän einer Mannschaft muss dafür sorgen, dass alle miteinander funktionieren und dann gemeinsam gewinnen.
Was ist deine kulinarische Vision?
Es geht darum, dass meine Küche einen speziellen Stempel hat. Unsere Gäste, von denen mittlerweile viele Stammgäste sind, kommen für die guten Weine und das besondere Essen. „Für gute Produkte, die zu einem besonderen Geschmack kombiniert werden, gehen wir zu Matiaz essen und für die besonderen Weine gehen wir zu Cyntia“ sagen viele. Diese Stammgäste sind wie Familie für uns. Ich gehe auch häufig raus an die Tische und erkläre viel und da sehe ich dann auch, dass so ein Essen Gäste glücklich machen kann.
Wie muss das perfekte Ceviche sein?
Das beste Ceviche gibt es in Peru. Bei meiner Oma und meiner Mama! Ich würde auch nie Ceviche auf meine Karte nehmen, denn es ist etwas Besonderes. Ich habe zwar immer ein Gericht auf der Karte, das Ceviche sehr ähnelt, aber ich habe zu großen Respekt vor diesem Gericht. Bei Oma gibt es einen großen Teller mit viel Zitrone, Tigermilch und peruanischen Kartoffeln. Dazu Chili und Salat.
SAGRANTINO 136
Linienstraße 136
10115 Berlin
Tel: 030 - 27 90 96 83
Michaela Bauer ist freie Autorin. Auf ihrem Blog Geschmackssinniges berichtet sie über kulinarische Auffälligkeiten, verfasst unkonventionelle Restaurantkritiken und stellt freche Fragen.
Foto, Text © Michaela Bauer