Maltes "hidden kitchen" in Baden-Baden

Maltes "hidden kitchen" in Baden-Baden
Die Kluft zwischen Erwartungen und Erlebtem
Das Restaurant ist tagsüber Café und wird abends zum Restaurant. Sehr gemütlich eingerichtet. Sehr wenige Sitzplätze schaffen einen intimen Rahmen.
Hervorragend ist die Gastgeberin des Abends. Ihr gelingt es – trotz Coronaeinschränkungen – eine sehr angenehme Atmosphäre herzustellen. Eine gute Idee ist ein Hinweisblatt, das die einzelnen Gänge noch etwas genauer erklärt.
Die Weinempfehlungen sind fachkundig und passen hervorragend zu den Gerichten.

Als kulinarischen Einklang werden ein Ingwermacaron mit Karottencrème, Blätterteig mit Taubenschinken und Pimientos de Padron mit Aioli serviert. Der Macaron ist ein leichter und ein erfrischender Einstieg in das Menü. Allerdings könnte die Karottencreme etwas glatter sein. Das Ingweraroma ist sehr dezent. Hier hätten kleine Ingwerstückchen das Erlebnis noch perfektioniert. Der Taubenschinken ist köstlich, der Blätterteig jedoch etwas hell und nicht mehr ganz knusprig. Die Piementos sind etwas zu weit gebraten und daher zu weich. Durch die Aioli wirkt der Snack für diesen Rahmen etwas rustikal. Hätte man mit diesem begonnen, hätte der Knoblauchgeschmack alle anderen Snacks überdauert.

Als Amuse Bouche gibt es Sashimi von der Jacobsmuschel mit Blumenkohlpüree, eingelegtem Blumenkohl, Schweinepopcorn und Ponzu-Sud. Das Highlight des Abends. Das Säure-Süße-Spiel ist hier sehr gut gelungen.

Carpaccio vom Kalbsfilet, Sauerampfereis, Blutampfer, Parmesan, Schinkenchip, Brotchip, Gegrilltes Gemüse, Silberzwiebeln.
Ebenfalls ein guter Gang. Allerdings gerät er durch das Eis etwas zu süß. Das zarte Kalbsfilet zieht sich angesichts der vielen, vielleicht zu vielen, Komponenten aber leider etwas zurück. Störend sind die Silberzwiebeln die, wenn man eine erwischt, alles andere mit ihrer Säure alles überdecken.

Spargel in Essig und Öl eingelegt, Spargelpüree, pochiertes Wachtelei, Tomatengel, Eigelb, Essiggel, Estragonschaum.
Ein leichter Gang, der mit seiner Säure sehr erfrischend ist. Der Spargel ist gut gegart und harmoniert mit den anderen Komponenten. Allerdings sind Tomaten- und Essiggel pur genossen keine Delikatesse. Das Wachtelei mag sich nicht so recht in den Rest integrieren. Der homöopathische Estragonschaum wirkt vor allem optisch.

Butterkrebs in Tempura, Gemüse (Sellerie, Lauch, Sojabohnen) Shinmai-Pilze, Schwarzer Sesam, Sesamöl, Terryaki.
Der als Ganzes zubereitete Butterkrebs ist überwiegend geschmacksneutral und teilweise „grisselig“. Der Lauch im Gemüse ist fast gar nicht gegart, sodass sich dem Gast irgendwann ein Gewölle im Mund präsentiert. Leider kein schönes Erlebnis.

Beef-Rib, Grüner Spargel aus dem Green Egg, Süßkartoffelpüree und Chips
Während das Fleisch sehr zart und geschmacklich hervorragend war, stimmten die Proportionen nicht. Sobald das Püree aufgegessen war hatte man nur noch Spargel und Fleisch, zwischen denen es ohne das vermittelnde Pürree irgendwie knirschte. Die Jus war vor allem süß, aber wenig aromatisch.

Brie de Meaux mit Weißwein, in Hülle von Rharbarbergelee, Piemonteser Haselnuss
Die Haselnüsse aus dem Piemont wurden leider gehobelt, sodass sie geschmacklich kaum zu Geltung kamen und texturell eher störend wirkten. Das Rhabarbergel war etwas fest. Gewünscht hätte man sich noch ganze Rhabarberstücke.

Sauerrahm, Erdbeere, Basilikum, Alter Balsamico (20 Jahre)
Insgesamt für ein Dessert etwas salzig. Erinnerte ein wenig an süßes „Caprese“.
Petit Four: Yuzu-Macaron, Pralinen
Fazit:
Sehr guter Service, eine schöne Atmosphäre. Während das Restaurant preislich in der Sterneliga mitspielt, ist das Essen teilweise mehr oder weniger davon entfernt. Einige sehr gute Gänge (z.B. der Blumenkohl) wechseln sich mit weniger guten ab, die teilweise deutliche handwerkliche Fehler enthalten (Lauch!)
Maltes „hidden kitchen“
Gernsbacher Str. 24
76530 Baden-Baden
Tel: 07221 7025020
www.kaffeehausinbadenbaden.com