In der Guten Stube in Herne
In der Guten Stube in Herne
Einige Besucher unserer Website kennen die Stadt Herne sicher gar nicht, geläufiger mag ihnen vielleicht die jeden Sommer dort im Stadtteil Crange stattfindende Cranger Kirmes sein. Sollten sie ein feines Essen jedoch Zuckerwatte und Bratwurst vorziehen, können sie der B 226 einfach noch ein paar weitere Kilometer folgen. Denn dann wartet dort mit dem Restaurant „Gute Stube“ im Parkhotel, das recht idyllisch im Herner Stadtpark liegt, nämlich zu jeder Jahreszeit (noch) ein echter Geheimtipp.
Wir waren am Karfreitag vor dem großen Osteransturm da, kamen mit Vorfreude auf einen netten Restaurantbesuch, aber ohne allzu hohe Erwartungen. Zwar hat sich Chefkoch Thorsten Brodal durchaus einen guten Namen erkocht, gehört aber nicht zu den ganz geläufigen Namen auf der kulinarischen Bühne. Um es vorwegzunehmen: Das sollte sich unbedingt ändern.
Wir wurden freundlich von einer jungen Dame begrüßt und an einen schönen Platz mit Blick in den Winter- und Schlossgarten geführt. Ins Auge fallende Schwarzweiß-Fotos von bekannten Filmschauspieler*innen und eine schöne Wandgestaltung mit Naturmaterialien trugen klar zur entspannten Wohlfühlatmosphäre bei.
Eine hübsche, handgeschriebene Karte, auf der wir im Namen des Gastgebers und Hoteliers Jan Hendrik von Dillen und seinem Team begrüßt wurden, war eine schöne, kleine und persönliche Geste. Der folgten dann auf dem Fuße warmes, frisches Sauerteigbrot mit Öl und verschiedenen Salzen...
...sowie zwei Küchengrüße: ein aromatisches Kaninchenrilettes und Buchweizencräcker sowie ein kleines Glas mit lauwarmem Spinatschaum auf aufgeschlagenem Ei. Beides wirklich vielversprechend.
Unser Menü war durchdacht und rund zusammengestellt, wirklich kein Gang fiel ab. Die Kombinationen waren ausgesprochen harmonisch. Wenn Saucen gereicht wurden, wie die Bärlauchsauce zu Muschel, Seeteufel mit Frühlingskräutern und einem Safran-Fenchelpüree...
...oder die Gemüsedashi zu Kalmar mit Paprikacreme und Chorizochip, gab es immer noch einen großzügigen Vorrat zum selber nachgießen. Dem kamen wir gerne nach, denn die Saucen und Jus waren von erster Güte. Der Käsegang – vorausschauend hatte ich selber ihn ausgelassen, denn er war mehr als großzügig bemessen – war von mild bis kraftvoll perfekt.
Wachtel | Aron Traube | Bohne | Pilze
Eiffeler Ur-Lammhüfte | Naturjus | Bries | Schalotte | Chicoree | Paprika-Salsa
Käse vom Affineur Waltmann
Manchmal ist man vom „Haupt“-Gang begeistert und wird dann von etwas lieblosen Desserts enttäuscht. In der Guten Stube mitnichten: Die Nachspeisen – Champagnereis mit Himbeeren, Zitronensablé und einer Balsamicocreme,...
...Oliven-Estragon-Eis mit Rhabarbersorbet und Weißer Schokolade – waren ohne irgendeine Einschränkung einfach großartig und als süßen Küchengruß gab es noch eine kleine Auswahl mit Macaron, buttriger Nussecke, Johannisbeergelee und Trüffeln.
Angesichts des Menüpreises, sechs Gänge kosten 95,- €, und angesichts der Tatsache, dass man auch noch ganz klassisch à la carte wählen kann, ist ein Besuch im Restaurant Gute Stube uneingeschränkt zu empfehlen. Wir verlebten einen sehr genussreichen Abend und waren uns einig, dass wir noch einmal wiederkommen müssen.
Gute Stube
Text und Fotos © Andrea Reichelt , Thomas Kipper