Im Le Pavillon bei Chef Martin Herrmann
Im Le Pavillon bei Chef Martin Herrmann
klassisch - vornehm - ohne jeden Zweifel.
Leider wird mir von meinem Besuch im 2-Sterne-Restaurant Le Pavillon in erster Linie die Rückfahrt in Erinnerung bleiben, was dem hervorragenden Essen überhaupt nicht gerecht wird.
Diese entwickelte sich nämlich für mich zu einer Horrortour: Heftiger Regen, starker Nebel, eine kurvenreiche und unbekannte Strecke und als Höhepunkt war mir am Vormittag noch die Birne im rechten Scheinwerfer kaputtgegangen. Das muss man nicht haben und wünscht man auch keinem anderen, ich war kurz davor irgendwo anzuhalten und im Auto zu schlafen, aber das nur am Rande ...
Das Hotel Dollenberg präsentierte sich so, wie ich mir ein Luxushotel vorstelle. Es liegt auf einem Hügel und man kommt erst nach einigen hundert Metern Fahrt auf dem Grundstück an den Gebäuden an – der Denver-Clan lässt grüßen.
Im Inneren begegnet einem die dazu passende klassische Eleganz und das rund angelegte Restaurant selbst erinnerte mich mit dem großen Deckenspiegel auf den ersten Blick an einen Ballsaal, in dem Patron Meinrad Schmiederer es sich nicht nehmen ließ, alle Gäste persönlich zu begrüßen.
Küchenchef Martin Herrmann hat praktisch sein gesamtes Berufsleben im Dollenberg verbracht und beweist damit eindrücklich, dass man keinen Lebenslauf wie ein moderner Profifußballer braucht, um herausragend kochen zu können.
Hier sein Menü (ich bestellte selbstredend wieder die maximale Anzahl an Gängen):
Amuse Bouche
Gruß aus der Küche
Eismeer Lachsforelle
Carabinero
Basilikumeis, Fenchel, Chorizo
Gänsestopfleber
geräucherter Aal, Apfel, Joghurt, Brioche
Filet de Loup de Mer
Escabeche-Sud, Totani, Artichoke
Bresse Taube
Wilder Brokkoli, Haselnuss
Somafer-Lamm
Petersilienwurzel,Pommes soufflées, Estragonjus, Schwarzer Knoblauch
Käseauswahl
Affineur Waltmann
Passionsfrucht
Joghurt
Zwetschgen
Mandel, Sauerrahm
Petits Fours
Vom Auftakt bis zum Dessert stimmt alles, wobei für mich ja immer die Fisch- und Meeresfruchtgerichte die Favoriten sind.
Erstaunlich scharf gewürzt war der wunderbar schmeckende Carabinero, aber auch der Loup de Mer überzeugte völlig und Passionsfrucht und Zwetschgen bildeten einen perfekten Abschluss.
Besonders hervorheben möchte ich die Käseauswahl von Affineur Waltmann, die mit einem kleinen Rollwagen vor jedem einzelnen Tisch präsentiert wird.
Nach der guten Erfahrung im Hotel Sackmann nahm ich auch hier die Auswahl nicht selbst vor, sondern bat Restaurantleiterin Sabine Ritter, mir einen Teller zusammenzustellen. Dass Käse ihr besonderes Steckenpferd ist, konnte ich am Ende problemlos bezeugen, ganz toll!
Wein ist eigentlich grundsätzlich nicht mein Ressort, aber hier im Le Pavillon fiel mir Sommelier Christophe Meyer ganz besonders auf, der bei diesem Thema in seinem Element ist. Nach meiner Beobachtung tranken außer mir alle anderen Gäste Wein und Herr Meyer beriet dazu mit einer Souveränität und Sachkenntnis, die er mehrsprachig an seine Gäste weitergab.
Vielleicht hätte ich an dem Tag auch seine Dienste in Anspruch nehmen sollen, dann hätte die Rückfahrt sogar richtig Spaß machen können.
Zusammenfassend hier noch ein paar Worte:
Das Essen ist über jeden Zweifel erhaben und uneingeschränkt empfehlenswert, wer allerdings besonderen Wert auf eine sehr lockere und ungezwungene Atmosphäre legt, ist im Dollenberg vielleicht nicht optimal aufgehoben, dominiert hier doch eher ein klassisch vornehmer Stil alter Schule.
Wer hingegen genau das sucht, wird einen Restaurantbesuch vom Allerfeinsten erleben.
Fotos und Text: Thomas Kipper
Hotel Dollenberg - Le Pavillon
Dollenberg 3
77740 Bad Peterstal-Griesbach
(0 78 06) 7 80