Im Hallmann & Klee in Berlin-Neukölln
Im Hallmann & Klee in Berlin-Neukölln
Irgendwann beim Zappen durch die Fernsehkanäle bin ich auf die humoristische Krimiserie Hubert und Staller gestoßen, die nach dem Ausstieg der Hauptfigur Johannes Staller nun als Hubert ohne Staller fortgesetzt wird.
Daran erinnerte ich mich, als ich das Berliner Restaurant Hallmann & Klee aufsuchte. Sarah Hallmann und Frizzi Klee gründeten das Unternehmen, doch trennte sich Frizzi Klee alsbald. Der Name allerdings wurde, anders als bei der Fernsehserie, nicht geändert.
Bleibt noch hinzuzufügen, dass Sarah Hallmann an diesem Abend ebenfalls nicht im Restaurant anzutreffen war. Schade.
Das Restaurant liegt in der Böhmischen Straße im Berliner Bezirk Neukölln, somit in einem der spannendsten Stadtteile Berlins mit einer durchaus innovativen Gastroszene.
Sarah Hallmann hat ihre Kochausbildung bei Michael Kempf im Sternerestaurant Facil absolviert und u.a. Erfahrung im Berliner Margaux von Michael Hoffmann gesammelt. 2023 wurde sie vom Gault&Millau Deutschland zur Gastronomin des Jahres gekürt und in diesem Jahr bekam das Restaurant einen Michelinstern bei der Präsentation des neuen Guide Michelin in Hamburg. Selbstverständlich war auch ich dort anwesend.
Das Ambiente des Restaurants besteht aus viel Holz. Allerdings gibt es tatsächlich Tischdecken und damit eine eher unerwartete Bildkomposition, die ich so nicht erwartet hätte. Meine Sitzgelegenheit, ein Stuhl, erwies sich allerdings im Laufe des Abends als Folterinstrument der knöchernen Orientierungspunkte meines Hinterteils. Sei´s drum.
Die Schatten auf den Fotos sind der Beleuchtung durch die kleinen Tischleuchten geschuldet.
Der Empfang war freundlich.
Minilangos mit Schmand und Knoblauchchip
Rote Bete, gefüllt mit Schalotte und Brombeere und Brombeervinaigrette
Zwei Grüße aus der Küche versöhnten uns für die beschwerliche Anfahrt mit dem Taxi, bei dem der Berliner Taxifahrer einmal mehr bewiesen hatte, dass irgendwie alle Wege nach Rom führten, ganz gleich wie kompliziert und eigenwillig man sich Wege erschließt.
Schließlich hüpften wir an irgend einer Nummer 13 aus dem Taxi um festzustellen, dass das zwar nicht die Böhmische Straße Nr. 13 war, jedoch ein kleiner Fußmarsch für die körperliche Gesundheit durchaus förderlich ist.
Zurück zu den Amuse Bouches. Die Miniaturen waren geschmacklich hervorragend und erhöhten somit unsere Erwartungen an das Menü.
Apropos Menü. Es wurden zwei Menüs angeboten, ein vegetarisches und ein nicht-vegetarisches Menü.
Wagyu, Sonnenblume
Nordfriesisches Wagyu mit Sonnenblumenkerncreme und Topinamburchips wurden annonciert. Geschmacklich dominierte die Sonnenblumenkerncreme, das Wagyu steuerte mehr Textur als Geschmack bei.
Kräuterseitling, Eigelb
Pochiertes Ei, Steinpilzchip, Meerrettichvinaigrette
Ein sehr gefälliger Gang mit ausgewogener Aromatik.
Kartoffel, Liebstöckel
Püree vom Bamberger Hörnchen, Liebstöckelöl und Molkeschaum
Das Öl überlagerte die Kartoffel etwas, ohne jedoch den positiven Gesamteindruck zu sehr zu beeinflussen.
Granitée aus Sauerampfer und Apfel
An dieser Stelle schickte Junior-Souschefin Anna Scheffler einen erfrischenden Zwischengang.
Damwild, Ingwer, Kirsche
Der angegossene stark reduzierte Hühnerfond wurde mit Senf abgeschmeckt. Außerdem wurde Sellerie annonciert und Ingwer, der gewisse Schärfenoten, durchaus beabsichtigt, in das Gericht brachte.
Ein gut durchdachtes Gericht.
Cironé, Topaz
Der schweizer Kuhmilch-Bergkäse hat ein äußerst intensives Aroma und eine feine Säure. In der letzten Herstellungsstufe kommt der Käse in einen Ölkeller, wo er mit Öl einmassiert bzw. gewaschen wird. Danach ruht er bis seine optimale Reifezeit erreicht ist.
Topaz als passender Begleiter sowie Chorizo und Quittengel gesellten sich zum Käse.
Ich bin übrigens ein großer Freund von solchen Käsegerichten und meide eher den überladenen Käsewagen.
Mathieus Zitrusfrüchte, Nori
Mandarine und Orange als Sorbet, ausgeprägte Zitrusnoten,
Mascarponecreme, Baiser mit Zesten, was will man mehr.
Banane, Sulce, Sesam
Eis aus gebackener Banane auf Mandelboden und Sesam
Wein und Service
2022 Bianco del Casal, Veronese, Cà la Bionda
2021 Bourgogne Aligoté Dorè, Selection Massale
2020 Colombera & Garella. Bramaterra 'Cascina Cottignano’
Bukkuram “Sole d’Agosto” Passito di Pantelleria DOC 2021
Die Servicecrew war geschäftsmäßig freundlich, in der Ansprache etwas aufdringlich und in Bezug auf Kundenwünsche nur schwer zugänglich.
Meine Frau wollte den im Menü angebotenen Gang mit der Miesmuschel abwählen und dafür aus der Vegetarierkarte den Kräuterseitling übernehmen. Den zusätzlich angebotenen Käse lehnte sie ab.
Auch ich verzichtete auf den Miesmuschelgang und wollte dafür den Käsegang hinzunehmen. Wegen des „Gleichklangs“ sollte ich allerdings den Kräuterseitling ebenfalls nehmen. Um die Diskussion abzuschließen nahm ich das Angebot an.
Ebenso kompliziert gestaltete sich die Wahl der Weinbegleitung. Hier wollten wir von Fall zu Fall entscheiden, ob wir einen Wein zur Speise nehmen oder nicht, womit wir zunächst auf Unverständnis trafen, nach kurzer Diskussion jedoch Einvernehmen erzielen konnten.
Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Kommunikationsschwierigkeiten auf unseren Tisch beschränkten. Es war nun mal einer dieser Abende, wo Service und Gast nicht so recht zusammenpassen wollten.
FAZIT
Die Gerichte sind handwerklich gut gemacht, die Kombinationen stimmig, aromatisch und von guter Produktqualität.
Die Teller vermitteln einen sicheren Umgang mit Geschmacksbildern und sind erfreulicherweise nicht überfrachtet.
Das Restaurant war an einem Mittwochabend voll besetzt, was wohl für sich spricht.
Hallmann & Klee
Böhmische Straße 13
12055 Berlin
Foto, Innenraum auf der Startseite © Zoe Spawton
Text, Fotos © Bernhard Steinmann
www.bsteinmann-gourmet-unterwegs.de
Instagram: @gourmet_unterwegs