Zum Abschluss einer wunderschönen Woche in Brunnen am Vierwaldstättersee wollten meine Freundin und ich am letzten Abend noch einmal „schick“ essen gehen. Da bot sich das Grillrestaurant im Park Hotel Vitznau mit seiner einzigartigen, wunderschönen Seeterrasse einfach an.

Beim Betreten der Hotel-Lobby wurde augenblicklich klar, warum es sich hier um ein Grandhotel von internationaler Klasse handelt, begrüßten uns doch neben einem freundlichen und eilfertigen jungen Mann leise, live gespielte Klaviertöne. Nachdem wir Namen und Reservierung unserer Plätze genannt hatten, führte er uns bis kurz vors Restaurant. Dort wurden wir sehr höflich begrüßt und konnten unter verschiedenen Tischen wählen. Leider, leider hatte das Wetter nach einer Woche strahlend blauen Himmels am letzten Urlaubstag kein Einsehen mehr und dunkle Wolken türmten sich so bedrohlich, dass an einen Tisch auf der Seeterrasse mit ihrem fantastischen Ausblick auf den Vierwaldstättersee und die Ennetbürgen und Bürgenstock kleine, vorgelagerte Landzunge nicht mehr zu denken war.

Das Grillrestaurant mit dem Angebot eines klassischen Grillrooms ist in schlichter Eleganz eingerichtet. Die großzügig gestellten Tische, manche in erhöhten Nischen, lassen eine angenehme Privatheit zu. Die Decke ist geschwungen gestaltet und erinnert mit dezent illuminierten Bögen an das sanfte Wellenspiel des Sees. Der Service agierte tadellos, verglichen zu deutschen Restaurants, die von der Küchenleistung im Sternebereich sind, manchmal ein bisschen sehr bemüht und steif. Aber das ist gewiss auch der Schweiz selber geschuldet, die nicht zwingend für ihre Lässigkeit bekannt ist.

Unsere Speiseauswahl stand schnell fest: Als Vorspeise wählten wir den sommerlichen Pflücksalat mit Pinienkernvinaigrette und grillierten Artischocken. Er war frisch und knackig, für meinen Geschmack gab es ein bisschen zu viel Radicchio, dessen bitter-herbes Aroma zu dominant war. Die marinierte Wassermelone mit grünen Oliven, Wildkräutern und gepufften Cerealien war die perfekte Erfrischung für einen Tag, der wieder einmal die 30°Grad Marke geknackt hatte.

Bei der Hauptspeise waren meine Freundin und ich im Einklang, wir wählten beide den Cut vom spanischen dry aged Rubia Gallega Rind. Unsere Beilagen – Gemüse der Saison (bissfeste Möhren, Rübchen und Bohnen) und Rustic fries mit Rosmarinsalz – waren so großzügig bemessen, dass wir gerecht teilen konnten. Das Fleisch kam genauso – medium –, wie wir es bestellt hatten, auf den Tisch und war wirklich von allererster Güte. Auf den Wunschpunkt gebraten, butterzart und voller köstlicher Röstaromen. Einziger Wermutstropfen für gebürtige Ruhrgebietler – der Wunsch nach einem schönen, kühlen, frisch gezapften Pils konnte leider nicht erfüllt werden, es gab nur Lagerbier. Vielleicht könnte man ja irgendwo im Keller ein klitzekleines Fässchen … Dafür ist die Weinauswahl in den drei Restaurants des Hauses natürlich umso beeindruckender. Über 4.000 Flaschen lagern in sechs Kellern, die in Frankreich, Neue und Alte Welt, Château d'Yquem, Champagner und Raritäten unterteilt sind, und von denen man einige im Loungebereich vor dem Restaurant bestaunen kann.

Als Nachspeise wählten wir eine exzellente Crème brûlée mit einer Kugel Eis, dass als Schweizer „Glace“ viel weniger prosaisch klingt sowie …

… Eis von der Felchin Grand Cru Schokolade mit Aprikose und Biskuit. Die Glace-Kugeln waren formvollendet in ihrer Rundung, nur leider noch von so harter Konsistenz, dass wir nicht wagten, sofort ein Stückchen abzulöffeln, aus Angst, die ganze Eiskugel zum Nachbartisch zu katapultieren. Da hätte ein wenig Antauen nicht geschadet. Der Biskuitboden mit Aprikose war gefällig, aber doch deutlich zu süß.

Insgesamt war der Besuch im Grillrestaurant ein wunderschöner Abschluss einer herrlichen Woche am Vierwaldstättersee.

Text und Fotos: Andrea Reichelt